Unterwegs auf der spanischen Route 66
Viele Motorradfahrer träumen davon, einmal die berüchtigte Route 66 zu befahren. Doch wie so viele andere Träume auch, ist dies gar nicht leicht zu realisieren. Es gibt jedoch eine wenig bekannte Alternative für die legendärste Straße der Welt, die der Heimat um einiges näher ist. Die Ruta de la Plata, die die iberische Halbinsel von Norden nach Süden durchquert, gilt als die spanische Route 66.
Die Ruta de la Plata ist eine moderne Landstraße, die auf einer alten Römerstraße basiert. Es wird oft angenommen, dass sich der Name der Straße auf den Transport von Silber bezieht. In Wahrheit stammt er jedoch aus dem Arabischen und beschreibt die Art der Oberfläche (balata, eine gepflasterte Straße). Sie war der Verbindungsweg zwischen einigen der größten Städte im antiken Hispania und wurde auch zur Verbreitung der römischen Kultur genutzt. Die Straße war mit Infrastrukturen versorgt, die heute wichtige Überreste entlang der Straße sind, und spielte auch im Mittelalter, während der Jahrhunderte, als Muslime und Christen Land, Wirtschaft und Kultur teilten, bis in die heutige Zeit eine wichtige Rolle in den Kommunikationsnetzen der Iberischen Halbinsel.
Eine Motorradstrecke mit Geschichte
Die Straße führt durch vier Regionen und sieben Provinzen auf einer 1.000 Kilometer langen Nord-Süd-Achse, die einer Fläche von über 100.000 Quadratkilometern umfasst. Reisende können sich an zahlreichen Sehenswürdigkeiten all der Kulturen erfreuen, die auf der Iberischen Halbinsel ihre Spuren hinterlassen haben: vom römischen Reich über das barocke Sevilla bis hin zum arabischen Erbe, der Romanik (die in Zamora ihre größte Pracht entfaltete), der gotischen Architektur und vielem mehr.
Durch ihren Verlauf und ihre Infrastruktur ist die Ruta de la Plata zudem eine ideale Motorradstrecke. Sie ist eine der am bestes ausgestatteten und abwechslungsreichsten Routen, die man mit dem Motorrad erkunden kann. Durch das südliche Klima ist die Strecke außerdem das ganze Jahr über befahrbar.
Wir haben die Strecke im Mai auf einer MV Agusta Turismo Veloce mit Bridgestone T32-Reifen zurückgelegt. Für diese Strecke das perfekte Bike auf den perfekten Reifen. Die Ruta de la Plata umfasst alte und originale Teile der antiken Römerstraße, aber man kann auch modernere Abschnitte wählen. Schnell fließende Autobahnen, Bergpässe oder Schotterstraßen sind großartige Optionen. Wir haben alles ausprobiert und die großartige Stadt Gijón als Ausgangspunkt gewählt. Durch ihre Lage an der Atlantikküste ist Gijón keine typisch spanische Stadt. Die Umgebung ist grün, es regnet viel und es verschlägt eher wenige Touristen dorthin.
Leichte oder anspruchsvolle Motorradstrecke?
Bereits bei unserer Abfahrt in Gijón standen wir vor einem unmittelbaren Dilemma: Nehmen wir die einfache Straße durch Oviedo oder bleiben wir rechts von der Stadt und nehmen Sie die anspruchsvollere Route durch den Naturpark Redes. Genau das ist einer der Vorteile der Route: Es besteht keine Verpflichtung, auf ein und derselben Straße zu bleiben. Mit einem Bikerpass kann man an mehreren Wegpunkten entlang der Straße einchecken und bekommt zudem in vielen Hotels und Restaurants Rabatt.
Nach einem regnerischen und nebligen Start in Gijón und recht niedrigen Temperaturen in den Bergen drehte sich das Wetter, als wir Leòn passierten. Von da an war es warm und trocken. So wie man es im Sommer in Zentralspanien eigentlich erwarten kann. Nach 300 km und zu vielen Foto- und Kaffeepausen hielten wir in Zamora für unsere erste Übernachtung an der Ruta an. Wie in ganz Spanien waren das Essen und der Wein köstlich und der Preis überaus erschwinglich. Gijón-Zamora war ein toller erster Tag.
Spanischer Genuss pur - Pata Negra
Und der zweite Tag versprach mit Stopps in Salamanca und Guijelo noch besser zu werden. Wir erreichten unser erstes Ziel in etwas weniger als zwei Stunden, indem wir der angenehm zu fahrenden und schnellen N66 folgten. Es fühlte sich gut an, auf unserer MV Agusta Turismo Veloce Gas geben zu können und die Hochgeschwindigkeitsstabilität des Bridgestone T32 zu genießen. Einen Tag zuvor staunten wir noch über den Grip in den verregneten Bergen, jetzt genossen wir das Feedback und die Balance bei hohen Geschwindigkeiten. Es ist toll, auf Reifen zu fahren, denen man zu 100 Prozent vertrauen kann.
Salamanca ist eine der spanischsten Städte Spaniens. Hier ist es heiß, es gibt jede Menge Geschichte und prächtige Gebäude. Wie es jedem guten Tourist geziemt, suchten wir nach dem berühmten Frosch von Salamanca (der sich übrigens als Kröte herausstellte) und fuhren in der Stadt herum, um viele der berühmten architektonischen Werke zu besichtigen. Ohne die sengende Hitze wären wir vielleicht länger geblieben. Aber Guijelo rief uns. Das mag für die meisten keine große Sache sein, doch wenn man weiß, dass diese Stadt das Zentrum der Pata Negra-Industrie ist, weiß man auch, dass dieser Zwischenstopp ein Muss für jeden Nicht-Vegetarier ist. Wir sind wieder einmal auf großartiges und erschwingliches Essen gestoßen, auch wenn wir dieses Mal der Versuchung durch den doch recht teuren Jamòn nicht widerstehen konnten. Iberischer Schinken ist weltweit bekannt und der Pata Negra ist der Beste vom Besten. Der Name bezieht sich übrigens auf die schwarzen Hufe der lokalen Schweine und das Fleisch ist einzigartig.
Fahrt durch die Unesco-Stätte Cacerès
Zufrieden mit unserem Mittagessen und den zwei Schinken, die wir gekauft haben, ging es weiter auf einem der schwierigsten Streckenabschnitte. Nicht wegen der Berge oder des Regens, sondern weil wir uns für die Option entschieden hatten, einige der ursprünglichen Teile der Ruta de la Plata zu befahren. Kopfsteinpflaster und staubige Pfade führten uns von Guijelo nach Cacerès, einer UNESCO-Weltkulturerbestätte im Herzen der Extremadura. Die Altstadt ist ein Muss, aber nur, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Selbst auf einem Motorrad ist es sehr schwer, hier durchzukommen. Wir versuchten, ein Hotel zu finden, aber keines der Hotels mit freien Zimmern konnte uns einen Abstellplatz für unsere Bikes bieten. Am Ende entschieden wir uns, das Zentrum zu verlassen und außerhalb der Stadt zu übernachten, wo wir leicht ein Hotel fanden, eine billige Pizza aßen und einschliefen, kaum dass wir mit dem Kopf das Kopfkissen berührten. Die Kombination aus 12 Stunden auf dem Motorrad und der spanischen Hitze ist ein Garant für erholsamen Schlaf!
Auf der T32 alle Terrains erobern
Gut ausgeruht und gespannt auf das, was noch kommt, starteten wir in den letzten Tag. Auf nach Sevilla und noch einmal die Hitze „genießen“. Wir fingen an, uns daran zu gewöhnen, im Sommer auf der Ruta zu fahren. Wir machten einen kurzen Zwischenstopp in Sevilla. Die Ankunft in einer geschäftigen Stadt mit vielen Touristen war genau das Gegenteil von dem, was wir in den Tagen zuvor erlebt hatten. Also verließen wir die andalusische Metropole und machten eine letzte kurze Fahrt in das schöne Städtchen Carmona. Der perfekte Ort, um eine dreitägige Reise auf einer der beeindruckendsten Strecken Europas zu beenden. Die Mischung aus spanischer Kultur, abwechslungsreichen Straßen und großartigem Essen machte diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wir hatten das Glück, mit dem T32 unterwegs zu sein, denn dieser Reifen passte perfekt zu den unterschiedlichen Oberflächen, denen man bei dieser Art von Unternehmung begegnet. Nass oder trocken, schnell oder langsam, sauber oder staubig: Der T32 hat sich an diesen drei Fahrtagen hervorragend geschlagen. Ohne Sorgen um unsere Reifen oder das Motorrad haben wir die Reise in vollen Zügen genossen. Und weil es so viele Möglichkeiten gibt, die Ruta De La Plata zu fahren, und wir noch unseren Motorradpass haben, planen wir schon jetzt eine baldige Wiederholung. Sehen wie uns dort?
Unserer Reise auf der Ruta de la Plata in Zahlen
929 km gefahren
4 autonome Gemeinschaften durchquert
7 Provinzen durchquert
72 Liter Kraftstoff
2 Pata-Negra-Schinken gekauft
31 Stunden im Sattel
1 Satz Bridgestone T32-Reifen