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Donnerstag, März 28, 2024
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Dakar Legends Trail: zurück zu den Wurzeln

Mit einer 42 Jahre alten Yamaha XT500 und einer 42 Tage alten Ténéré 700 von Paris nach Dakar. Die einfachsten Ideen sind oft die besten, oder? 

Motorradreisen = Adventure-Reisen

Motorradreisen gehören zu den reinsten Formen des Reisens. Erst seit den letzten ein oder zwei Jahrhunderten reisen Menschen in metallverkleideten Fahrzeugen. Autos, Flugzeuge, Züge und Busse schotten Reisende von der Außenwelt ab. Auf dem Motorrad ist man in direktem Kontakt mit den Elementen und der lokalen Bevölkerung. Außerdem bleibt man nie zu lange an einem Ort. Man sieht eher selten ein Motorrad, das vor einem All-in-Hotelgeparkt steht.

Der Superlativ von „Motorradreisen“ lautet „Adventure-Reisen“: durch eine Wüste fahren, auf ein Kap zusteuern oder einen mythischen Ort erreichen. Wir haben alle drei kombiniert und dabei – inspiriert von der ursprünglichen Rallye Dakar – unser eigenes Mysterium erlebt, am Lac Rose, dem klassischen Zielpunkt der Dakar-Route. Und das mit genau dem Modell, das '79 die allererste Dakar gewonnen hat: der Yamaha XT500. Seite an Seite mit der neuesten Entwicklung von Yamaha Adventure Motorcycles: der Ténéré 700 Rally. Ein 42 Jahre altes Motorrad und ein 42 Tage altes Bike. Ein kluger Zug?

Einfach, aber nicht leicht

In Teil eins haben wir bereits über die Vorbereitung geschrieben und einige weitere Details zu unserem Plan preisgegeben. Diese Geschichte beginnt mit dem ähhh ... Anfang. Nach einem kurzen obligatorischen Zwischenstopp in Paris begaben wir uns auf den afrikanischen Kontinent. Klingt einfacher als es war, denn aufgrund von Streitereien zwischen Spanien und Marokko wurde der gesamte Fährverkehr zwischen den beiden Ländern stillgelegt. Also blieb uns nichts anderes übrig, als Europa über den Hafen von Marseille zu verlassen, bevor unsere Räder ihren ersten Meter in Tanger fahren konnten. Marokko liegt mit mehreren Ländern im Klinsch. Die Grenze zu Algerien ist seit Jahrzehnten geschlossen und die Grenze zu Mauretanien wurde kürzlich ebenfalls zugemacht. Ist Marokko isoliert? In gewisser Weise schon. Und auf jeden Fall schade für alle, die dieses Land durchqueren wollen. Denn Marokko ist einfach das Tor zur westlichen Hälfte Schwarzafrikas.

Kulturschock

Als die afrikanische Stadt, die einem anderen Kontinent am nächsten liegt, hat Tanger eine reiche Geschichte. Doch hierüber sollte man sich nicht allzu viele Gedanken machen, denn wenn man einmal angefangen hat, nehmen die Geschichten und historischen Fakten kein Ende mehr. An keinem anderen Ort der Welt ist der Unterschied in wenigen Kilometern größer als auf beiden Seiten der Straße von Gibraltar. Es ist geografisch, kulturell, religiös und menschlich ein Schock. Schließlich ist Tanger auch der Ort, an dem die Reise für unzählige Afrikaner endet, die hoffen, über die Meerenge nach Europa einzureisen.

Von Tanger aus fuhren wir in eine der anderen großen Städte, Casablanca. Nicht gerade eine Etappe, auf die sich ein Rückblick lohnt, denn die gesamte Strecke war flach und ziemlich langweilig. Doch es war eine notwendige Etappe. Die langen kurvenreichen Straßen gaben uns ein gutes Gefühl für das Fahrverhalten des neuen Bridgestone AT41. Unsere ersten Eindrücke waren ein scharfes Handling und tolles Feedback vom Vorderreifen. Später waren wir erstaunt, wie gut sich der Reifen auf Schotter verhält, und am Ende stellten wir überrascht fest, dass der Reifen verhältnismäßig wenig Verschleiß aufwies.

Nach fast 4.000 (unwegsamen) Kilometern sah der AT41-Hinterreifen noch recht frisch aus.

Spannender Auftakt

Auch wenn die Fahrt nach „Casa“ – wie die Marokkaner Casablanca nennen – eher beschaulich verlief, konnten wir uns dabei in Ruhe an all die neuen Eindrücke und… die XT500 gewöhnen. Wir hatten so gut wie keine Zeit, den Yamaha-Klassiker ausgiebig zu testen. Wir hatten eine kurze Fahrt durch einige Felder gemacht, den Acerbis-Tank lackieren lassen, einen Satz Bridgestone AX41s montiert und … das war es auch schon. Verständlicherweise war das Vertrauen in den XT auf den ersten Metern in Afrika nicht gerade das größte. In den ersten Stunden hatten wir Angst, dass der Motor abwürgt, überhitzt oder nicht mehr anspringt, wenn wir anhalten. Nichts davon ist passiert.

Treuer Begleiter

Die XT hat sich in Marokko von ihrer besten Seite gezeigt. Als Kilometerfresser auf den teils langen Asphaltstrecken und als Wüstenratte auf den brühend heißen Pisten. Kein einziges Mal wurde der luftgekühlte Eintakter zu heiß, kein einziges Mal standen wir mit einer Panne am Straßenrand. Die XT entpuppte sich als treue Begleiterin, an die wir noch oft zurückdenken.

Das heißt nicht, dass es keine Probleme gab. Und das Problem bei Problemen in Afrika ist, dass sie schnell zu einer Tragödie werden. Glauben Sie mir, eine Panne in der Sahara fühlt sich anders an als eine Panne auf einer europäischen Autobahn.

Lösungen für (fast) alles

Auf der Strecke zwischen Merzouga und Zagora haben wir das Nummernschild verloren. Nicht sehr praktisch, wenn man die mauretanische Grenze überqueren will. Zu allem Überfluss bemerkten wir dies erst, als wir zum Übernachten am Stadtrand von Zagora anhielten. Glücklicherweise kamen wir an diesem Tag ziemlich früh an, etwa gegen 6 Uhr. Was dann geschah, war ein Paradebeispiel für Effizienz. Wir haben uns die Kameraaufnahmen der Ténéré 700 angesehen und konnten genau feststellen, wo das Nummernschild von der XT geschleudert wurde. Wir sind dann 80 km in die Wüste zurückgekehrt und … haben das Kennzeichen genau dort gefunden, wo wir es erhofft hatten.

In Zagora besorgten wir uns dann später einige neue Schrauben für den Auspuff, die wir wegen Vibrationen in Irikis Werkstatt verloren hatten. Der Ort ist unter Wüstenreisenden ziemlich bekannt und gehörte einst dem beklagten Mohammed Gordi – Fat Mo für Freunde. Dort stattete man uns sogar mit einem neuen Blinkerschalter aus. Und wenn sich die Schraube am Scheinwerfer einen Tag früher gelöst hätte, hätten wir die gleich mit ausgewechselt…

Visueller Speichelfluss

Die Tage zwischen Errachidia, Merzouga, Erfoud, Zagora und Ouarzazate waren körperlich am anstrengendsten. Der Stopp am Gara Medouar, einer vor Millionen von Jahren aus Wasser geformten Felsformation, diente als Gefängnis für schwarze Sklaven, die im 1800. Jahrhundert von den Portugiesen nach Europa verschleppt wurden. Die mit Kratern übersäte Felsmasse diente als Kulisse im Bond-Film Spectre und ist auch in Die Mumie zu sehen. Wer schon mal mehr oder weniger in der Gegend ist, sollte sich das absolut ansehen. Wer möchte, kann auch mit dem Auto hinfahren. Ein ca. 2 km langer gut befahrener Weg verbindet die Nationalstraße mit dem Gara Medouar. Am Ende verbrachten wir fast einen halben Tag dort und nahmen uns genügend Zeit, um das notwendige Foto- und Videomaterial zu machen.

Die Wüste im Süden Marokkos ist umwerfend schön. Hin und wieder ist es ein wahrer Augenschmaus, die sich ständig verändernde Landschaft und eine Erhabenheit zu sehen, die nicht in Fotos, geschweige denn in Worte gefasst werden kann.

 

Kreuzzug in Jeans

Die sengende Wüstenhitze veranlasste uns auch dazu, unseren Dresscode anzupassen. Oder besser gesagt, komplett in den Wind zu schlagen. Verantwortungsvolles Benehmen? Wohl eher nicht. Jeans und langärmlige T-Shirts gehören nicht aufs Motorrad, aber auch kein ohnmächtiger Fahrer. Es war eine bewusste Entscheidung. Schließlich fuhren wir auf einer XT500 aus dem Jahr '79 und damals trugen alle so ein Motorrad-Outfit. Sogar Steve McQueen auf der Elsinore. Und wenn Steve denkt, dass das okay ist … na dann…

Und so wurde aus der Ode an die alte Dakar ein Kreuzzug in Jeans. Klingt wie ein Romantitel. Doch es war XNUMX % Fahrgenuss. Wenn auch mit ein paar weniger Regeln hier und da. Ohne es wirklich zu merken, war das genau, was wir brauchten. Es fühlte sich an wie eine Flucht vor den vielen Regeln, an die wir uns in Europa zu halten haben. Damals ahnten wir noch nicht, dass es Regeln und administrativer Unwille sein würden, die uns später an der mauretanischen Grenze so einige Probleme bereiten würden…

Erstaunlicher AT41

Bis dahin konzentrierten wir uns aber weiterhin auf Agadir. Auch mit einem zufriedenen Blick auf die Reifen, denn nach knapp 3000 km befanden sich die Bridgestone AX41-Allroad-Reifen immer noch in einem überraschend guten Zustand. Auch der Grip dieses Stollenreifens auf Asphalt hat uns positiv überrascht. Auf der Strecke zwischen Merzouga und Zagora überholten wir mit der XT und der Ténéré 4 sogar die 4×700s der Rallye Aisha des Gazelles. Und die Ténéré fuhr auf AT41-Reifen. Auch wenn dies kein Offroad-Reifen ist, kann er doch einiges an unwegsamem Gelände bewältigen. Doch wirklich ins Staunen versetzt hat uns dieser Reifen auf der Straße. Der Komfort, die Handhabung und der Verschleiß waren besser, als wir es uns hätten träumen lassen. Mit ihrer geschmeidigen Kraftentfaltung ist die Ténéré 700 zwar kein echter Reifenfresser, doch der AT3.000-Hinterreifen sah nach 41 km immer noch fast wie neu aus. Wirklich beeindruckend…

Frisches Pint, große Erwartungen

So, Agadir. Das Las Vegas von Marokko. Ein Wendepunkt auf unserer Reise, denn nun erreichen wir den Atlantik. Außerdem ist es immer schön, The English Pub zu besuchen. Schade, dass es wegen der Covid-Einschränkungen geschlossen war. Doch kein Problem, in Agadir gibt es viele Lokale, in denen man ein frisches Pint bestellen kann. Das haben wir nach einer Woche mit alkoholfreien Getränken und sandigem Essen sehr genossen.

Mit der Ankunft in Agadir war der erste große Teil unserer Reise beendet. Vor uns lag nun eine lange gerade Strecke nach Dakar. Zunächst auf Asphalt, denn in der halbautonomen Region der Westsahara sollte man nicht zu sehr von dieser Straße abweichen. 1200 km bis zur Grenze zu Mauretanien und dann noch etwa einen Tag bis zur Grenze zum Senegal.

Der unspektakulärste Teil unserer Reise, aber auch der Teil mit zwei Grenzübergängen. Doch was nach dem Grenzübergang bei Rosso folgt, ist das Ausharren und Verhandeln an den Grenzposten allesamt wert. Hinter Rosso liegen die Strände und Sandhänge der Sahelzone im Senegal, mit als absolutem Höhepunkt unsere Ankunft am Lac Rose ,wo sich uns eine Aussicht bot, die auf uns einsame Reisende wie ein Magnet wirkte.

Es war großartig, endlich Agadir zu erreichen. Trotzdem konnten wir es kaum erwarten, wieder loszulegen.

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© Thierry Sarasyn

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